Lieber jung als alt gründen
Wann ich eigentlich der richtige Zeitpunkt um eine eigene Firma zu gründen? Nach oder sogar noch während der Schulzeit, nach dem Studium bzw. einer Ausbildung, nach den ersten Jahren Berufserfahrung oder besser erst als gestandener Manager? Meiner Meinung nach sollte man so jung wie möglich gründen! Warum genau, dass erkläre ich jetzt.
Jede Firmengründung ist mit einem relativ hohen Risiko verbunden. Dem Risiko das das Geschäftsmodel nicht funktionieren wird bzw. vom Markt nicht wie erhofft angenommen wird oder dem Risiko das hohe Investitionen für einen Geschäftsstart nötig sind und dafür ein Kredit benötigt wird der im schlimmsten Fall nicht zurückgezahlt werden kann, aber trotzdem zurück gezahlt werden muss. Genauso wie mit dem Risiko sich vielleicht nicht seinen Platz zwischen bereits bestehenden Mitbewerbern erkämpfen zu können oder auch ganz unvorhersehbare Risiken wie eine Wirtschaftskrise.
All diese Risiken bergen in letzter Konsequenz das maximale Risiko Pleite zu gehen. Auch wenn beispielsweise eine GmbH gegründet wird, so müssen Kredite doch häufig zusätzlich mit dem Privatvermögen der Gründer abgesichert werden. Das heißt, jede Firmengründung kann damit enden, dass man mit leeren Taschen und heruntergelassenen Hosen da steht.
Genug der Risiken, denn diesen stehen so viele fantastische Chancen gegenüber, dass man sich auf keinen Fall von der Gründung abhalten lassen sollte. Deshalb finde ich es wichtig, sich die Frage zu stellen wie man so risikoarm als möglich gründen kann? Nun, dass geht vor allem darüber, dass man ein Geschäft betreibt das sich mit geringem Kapital starten lässt oder vor allem dann wenn man jung ist. Denn umso mehr man besitzt, desto mehr Angst hat man alles zu verlieren. Wer wenig oder fast keinen Besitz hat, kann die Gründung also viel gelassener angehen. Und die meisten normalen Menschen sind nun mal in der Schulzeit bzw. während Ausbildung- und Studium am ärmsten im Vergleich zu den noch kommenden Stationen als Berufsanfänger und so weiter. Ausnahmen bestätigen hier natürlich die Regel.
Nichts zu verlierenDeshalb plädiere ich für eine Firmengründung nach Erlangen des Schulabschlusses, eine gute Idee vorausgesetzt. Gerade unter den Abiturienten lassen sich heutzutage viele 1 bis 3 Jahre Zeit nach der Schule bevor sie ein Studium beginnen. Diese Zeit kann man mit Chillen, Weltenbummeln oder Jobben verbringen – oder aber auch eine Firma gründen. Das Studium halte nicht für den optimalen Zeitpunkt um eine Firma zu gründen, denn wer sein Studium einigermaßen ernst nimmt, wird sich nie zu 100% auf den Firmenaufbau konzentrieren können. Und gerade am Anfang braucht das „Baby Firma“ ganz besonders große Zuwendung.
Mit dem Schulabschluss in der Tasche hat man alle Möglichkeiten von den Vorteilen des Unternehmertums zu profitieren bei gleichzeitig quasi 0 Risiko Pleite zu gehen. Denn Pleite sind die meisten Schulabgänger so oder so!
Es gibt aber neben dieser essenziellen finanziellen Risikominderung noch weitere sehr wichtige Punkte die aus meiner Sicht für eine Gründung in jungen Jahren sprechen.
Die jugendliche NaivitätNaiv zu sein kann durchaus positiv sein, dass meine ich ernst! Wer zu naiv ist wird natürlich früher oder später ausgenommen, aber im unternehmerischen Sinne kann ein gesundes Maß an Naivität nicht schaden. Man probiert vielleicht Dinge aus oder lässt sich auf Deals ein die gestandener Manager sofort ausschlagen würde. Vielleicht hat man damit kurzfristig mal mehr Arbeit als gedacht an der Backe, langfristig ergeben sich aber durch die zunächst naive Herangehensweise aber ganz tolle und sehr profitable Chancen. Ich spreche hier aus Erfahrung.
Das falsche Netzwerk„Geschäfte werden immer da gemacht wo Menschen aufeinander treffen“ – eigenes Zitat ;). Deshalb ist ein gutes Netzwerk aus meiner Sicht unabdingbar für unternehmerischen Erfolg. Der Aufbau eines solchen Netzwerks erfordert allerdings viel Zeit. Und gerade engere und vertrauensvolle Bindungen entstehen oft erst über die Jahre. Deshalb finde ich es ineffizient diese Aufbauarbeit zwei Mal zu machen. Dies kann aber demjenigen der erst spät gründet zum Verhängnis werden. Die meisten erfahrenen Angestellten haben zwar ein solides Netzwerk, das aber meistens gar nicht dem Netzwerk entspricht, dass sie dann brauchen wenn sie sich entschließen eine eigene Firma zu gründen, selbst dann nicht wenn die Firmengründung branchengleich dem Angestelltenverhältnis ist. Ich habe dies schon sehr oft mitbekommen. Wer jung gründet, kann sich dagegen von Anfang an genau das Netzwerk aufbauen dass er für die erfolgreiche Entwicklung seines Geschäfts benötigt.
Viel Zeit für den GeschäftsaufbauWer jung gründet hat viel mehr Zeit um den eigenen Betrieb aufzubauen. Viele Geschäftsmodelle laufen zwar nach 1-2 Jahren so gut, dass man davon leben kann. Bis es aber sehr gut läuft, dauert es häufig bis zu 10 Jahren. Wer also erst mit Mitte Vierzig gründet, hat möglicher Weise erst mit Mitte Fünfzig den Zenit seines unternehmerischen Schaffens erreicht, dann bleiben bis zur Rente nicht mehr allzu viele Jahre und die Früchte seiner Ernte zu tragen. Der junge Gründer hingegen der mit 20 Jahren gründet, kann bereits ab 30 den Erfolg genießen und das über viele Jahre.
Der AngestelltentrottEs ist nichts falsch oder verwerflich daran als Angestellter zu arbeiten, allerdings ist es Fakt das Angestellte anders arbeiten als Unternehmer. Und ich stelle mal die Behauptung auf, dass umso länger jemand als Angestellter gearbeitet hat, es ihm umso schwerer fällt sich auf die Arbeit als Unternehmer umzustellen. Wer hingegen nur kurz oder sogar noch nie als Angestellter gearbeitet hat, wächst in die Rolle des Unternehmers von Anfang an rein. Zu oft musste ich Angestellte beobachten die sich am zweiten Tag ihrer Selbstständigkeit ein Büro mieteten und dort dann Montag-Freitag pünktlich um 8 Uhr morgens hinfuhren um das Büro dann genau 8 Stunden später wieder zu verlassen. Völlig unabhängig davon ob sie Termine hatten bzw. überhaupt Aufträge. Die wenigsten Unternehmer haben eine immer gleiche Auslastung, dementsprechend müssen auf die „Arbeitszeiten“ angepasst werden. Außerdem kann es auch manchmal sinnvoll sein gewisse Tage von zu Hause aus zu arbeiten oder es sind mal Termine am Abend wahrzunehmen oder Wochenendarbeit ist erforderlich. Der Unternehmerlohn ergibt sich aus der Leistung des Unternehmers und wird nicht nach Stunden bezahlt. Genauso oft habe ich es erlebt, dass es ehemaligen Angestellten schwer fällt zu unterscheiden für welche Arbeiten sie bezahlt werden und für welche nicht. Dann kann es leicht passieren, dass man sich zu lange mit Arbeiten aufhält die zwar gemacht werden müssen aber keinen Umsatz bringen, da der ex-Angestellte noch zu sehr in seinem Stunden-Denken hängt und noch nicht im Leistungsdenken angekommen ist. Ob eine 40 Stunden Woche und sogenannte „regelmäßige Arbeitszeiten“ erstrebenswert sind muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber da der junge Unternehmer dieses Model noch nicht kennen gelernt hat wird er sich auch nicht ggf. danach zurücksehnen und startet ganz frisch.
Weniger BedenkenIn jungen Jahren hat man allgemein weniger Bedenken. Man sorgt sich nicht so viel und macht sich keinen Kopf darüber was alles schief gehen könnte. Auf Grund der am Anfang beschriebenen Risiken ist das ein weiterer Punkt der dafür spricht jung zu gründen. Deshalb möchte ich den Leser meines Artikels ermutigen, wenn er eine gute Idee hat, jung zu gründen und sich nicht von Bedenkenträgern davon abbringen zu lassen. Wer mit 18 oder 19 Jahren gründet, kann sich bis 25 locker ausprobieren. Und selbst wenn bis dahin alles schief geht, ist man immer noch jung genug um zu studieren und den klassischen Karriereweg einzuschlagen!